„Die Astronautinnen und Astronauten bereiten sich auf ihre Reise zum Mond vor. Ist der Anzug dicht? Sitzt der Helm? Mit der Rakete fliegen sie durch das Weltall und landen auf dem Mond. Dort soll es Mondbären geben. Sie machen sich auf die Suche….“(aus: Körber: Kinder-Tanz-Geschichten, S.16)[1]
Was sind Kinder-Tanz-Geschichten?
Ein ganzheitliches, kreatives Tanzerlebnis für Kinder von 3-5 Jahren. Wir tauchen ein in fantasievolle Vorstellungswelten. Im Rahmen einer fortlaufenden Geschichte erforschen wir Grundprinzipien des Tanzes (Atmung, Rhythmus/Musikalität, Raum, Gewichtswahrnehmung, Ausdruck, Kreativität, Interaktion). Dabei geht es nicht darum, eine für alle festgelegte Choreografie einzustudieren, sondern das eigene kreative Potential voll auszuschöpfen und Neues auszuprobieren. Die Kinder-Tanz-Geschichten regen so einerseits die Fantasie und Kreativität der Kinder an, indem sie eigene Bewegungsqualitäten, Ebenen und Raumwege improvisatorisch erkunden. Gleichzeitig geben die Geschichten implizite Spielregeln und Rituale vor, um Sicherheit, Orientierung und Struktur zu vermitteln und die Bewegungsaktivität zu regulieren (z.B. wie ein Hase hoppeln und einfrieren).
Wieso Kinder-Tanz-Geschichten?
Kinder besitzen von Geburt an einen inneren Antrieb nach immer wieder neuen Bewegungserfahrungen und – herausforderungen. Im aktiven Spiel lernt das Kind, sein Gehirn zu organisieren, d.h. Sinnesinformationen zu verarbeiten und den Körper, die Emotionen, die Wahrnehmungen und Gedanken angemessen reagieren zu lassen. Diese innere Organisation ist die Voraussetzung, dass das Kind leichter lesen, schreiben und rechnen lernt. Als einer der frühsten entwickelten Sinnessysteme bildet das Gleichgewichtssystem die Grundlage für die Entwicklung aller anderen Sinnessysteme (Ayres, 239).[2] Heute weiß man, dass die Verarbeitung von Gleichgewichtsprozessen und das Wissen darum, wie mein Körper im Raum positioniert ist, die Lese- und Schreibfertigkeit wesentlich beeinflussen: „Sensomotorische Fähigkeiten sind die wirkliche „Grundlage für das Lesen, Rechnen und andere schulische Leistungen“ (Ayres, 101).
Die Kinder-Tanz-Geschichten von Katja Körber geben den Kindern zahlreiche Möglichkeiten, sensomotorische Erfahrungen zu machen. Auch wenn es ihnen nicht bewusst ist, schulen sie ihren Gleichgewichtssinn, wenn sie sich als Rakete drehen und fallen lassen oder wenn sie als Pferde auf einem schmalen Baumstamm balancieren. Sie erforschen die Schwerkraft als Ritter in einer schweren Rüstung oder als Luftballonverkäufer, der beim Tanzen nach oben gezogen und ganz leicht wird. Wenn sie als Wasserpflanze ihre fest verwurzelten Füße spüren, während der Oberkörper sich im Wind wiegt, gewinnen sie Vertrauen in die Schwerkraft. „Schwerkraftsicherheit ist für die emotionale Gesundheit […] wichtig“ (Ayres, 99). „Ich werde getragen“ findet so als funktionaler Glaubenssatz Einzug ins Tanzspiel, ohne dass es den Kindern bewusst ist.
Die Kinder-Tanz-Geschichten verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: Die Kinder werden auf körperlicher, kognitiver und emotionaler Ebene gefördert. Sie verbinden ihre Atmung mit Koordination, schulen ihre Raumwahrnehmung durch unterschiedliche Raumwege, Requisiten o.ä., erforschen Musikalität mit Methoden der neuen Musik (z.B. Welche Laute und Klänge kann ich mit meinem Körper erzeugen?)[3] und schulen so die bewusste Lautbildung. Die Kinder lernen ihre Gefühle, Gedanken und ihr Wesen durch ihren Körper kennenzulernen und auszudrücken. Dabei erfahren sie alle Gefühle als erwünscht und wichtig, weil sie zur Quelle neuer, kreativer Bewegungsmuster führen. Die Kinder entwickeln ein immer feineres Körperschema. Dadurch verbessert sich die Bewegungsplanung, die zum Beispiel beim Schreiben in der Schule eine große Rolle spielt: „Ein schlecht organisiertes Körperschema wirkt sich auf das Schreiben, Ausmalen und Zeichnen aus“ (Ayres, 141).
Durch die Interaktion mit anderen lernen die Kinder auf sich und den anderen zu achten, eigene Grenzen wahrzunehmen und die des anderen zu spüren. Hier werden die Tanzgeschichten zu einer Form nonverbaler Kommunikation, die jenseits von Sprachfertigkeiten stattfindet. Anders als in der Schule wird im Austausch mit anderen Imitation als sinnvolle Quelle neuer Bewegungsmuster erfahren.
Wozu Kinder-Tanz-Geschichten?
Ich möchte in meinen Kinder-Tanz-Geschichten-Kursen vermitteln: Tanz ist nicht abhängig von Begabung, Erfahrung oder Geschlecht. Es geht nicht um „richtig“ oder „falsch“. Tanz ist eine der
ursprünglichsten und individuellsten Sprachen des Menschen.[4] Ich möchte mit den Kinder-Tanz-Geschichten einen Raum schaffen, in dem jedes Kind (und damit meine ich wirklich jedes Kind) die Möglichkeit hat, sich in seiner eigenen Tanzsprache kreativ-körperlich auszudrücken und die sensomotorischen Anreize bekommt, um sich zu einem glücklichen, kompetenten und kreativen Menschen zu entwickeln.
Über mich
Als Mutter von drei Kindern (3, 5 und 8 Jahre) arbeitete ich zehn Jahre als Gymnasiallehrerin in Mainz. Parallel dazu war ich im Bereich Lerncoaching und in der Lerntherapie (Legasthenie) tätig. Seit kurzem habe ich dem Lehrerinnen-Dasein vollends den Rücken gekehrt und begleite Kinder mit Legasthenie von der 1. bis zur 4. Klasse therapeutisch.
Meinen privaten Bereich prägten neben meiner Familie vor allem der Tanz und Yoga. Die Ausbildungen als Yogalehrerin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, meine Ausbildung zum Kinder- und Jugendcoach und Fortbildungen im Bereich „kreativer Kindertanz“ haben mir gezeigt, auf welch faszinierende Weise Lernen, Yoga und Tanz verknüpft sind und sich gegenseitig positiv beeinflussen können.
Mir gefällt es, Tanz mit anderen Bereichen zu verknüpfen. Die Kinder-Tanz-Geschichten von Körber lassen das zu. So experimentieren wir auch mit Rhythmus- und Lautspielen aus dem Bereich der neuen Musik (Welche Klänge können wir mit unseren Körpern erzeugen? Welche Rhythmen?), erkunden Muster und Formen aus der bildenden Kunst oder lassen uns von mitgebrachten Dingen inspirieren (Wie können wir ein herabfallendes Blatt im Herbst tanzen? Wie tanzen wir ein Feuerwerk? Ein Stück Holz? Ein Seil?…).
Selbst tanze ich seit meiner Jugendzeit und probiere gerne neue Stile aus. Ruhe finde ich im Yoga und übe – auf der Matte und im Leben.